Am 31. Mai war Nichtraucher-Tag. Seitdem hab' ich alles ausprobiert, um mir das Rauchen abzugewöhnen: Kaugummis haben's überhaupt nicht gebracht; erst weich kauen, dann formen, ins Blättchen drehen und anzünden; da kommt ja sowas von überhaupt nichts in die Lunge!
Dann die Sparschwein-Methode: Jeden Tag
Oder: Nur noch rauchen, wenn einem eine angeboten wird. Ich sag mal: Schlechter Atem stößt ja bekanntlich ab, aber schnorren macht richtig einsam.
Ich muss an dieser Stelle mal anmerken: ich war in den letzten Wochen nie radikaler Nichtraucher, ich konnte diese engstirnigen Typen auch nie leiden. Eigentlich fand ich die blöd. Die ekeln mich im Grunde genommen an, diese militanten Nichtraucher! SCHWEINETYPEN SIND DAS! Die sollte man doch gleich an die... an die... Andie heißt ein Freund von mir, der hat mir einen Psychologen empfohlen, der gerade Rauchentwöhnungskurse im Angebot hatte.
Der Mann hat mir geraten, nur DAS zu tun, was ich wirklich will. Darauf ließ ich die Rechnung, die er mir geschickt hatte, vor seinen Augen in Flammen aufgehen und zündete mir daran ein Zigarillo an. Er hat mich dann in eine Selbsthilfegruppe gesteckt, da fühlte ich mich eigentlich sehr wohl. Ich organisierte Ausflüge. Wir fuhren überall dort hin, wo rauchen kein Thema ist... was weiß ich: Bibliotheken, Tankstellen, Kreissäle, die Firma Reemtsma. Ja, Schocktherapie, dachte ich. War auch tatsächlich 'n Schock für mich, als ich von der Gruppe als "wahrscheinlich unheilbar süchtig und blöd" verstoßen wurde.
Von da an lebte ich ein Doppelleben: Tagsüber war ich der nette, enthaltsame Journalist, der gerade kleine Geschichten übers Nichtrauchen verfasste; nachts qualmte ich mehrere Zigaretten gleichzeitig, rauchte nicht nur auf Lunge, sondern auch auf Herz und Nieren.
Klar! Pflaster hab' ich auch versucht, aber nach zwei Tagen hatte ich einen solchen Hunger, dass ich es mir vom Mund reißen musste.
Dennoch: ich war auf dem besten Weg. Ich hab' mir sogar die berühmte Zigarette danach abgewöhnt. Wie? Ganz einfach! Das Zauberwort heißt "Enthaltsamkeit". Nee, ich hab' wirklich nichts unversucht gelassen: Nur an geraden Tagen rauchen, dann nur an ungeraden, jeden Tag eine Zigarette weniger, ausschließlich nach dem Kaffeetrinken (aber das hat mein Herz nicht mitgemacht), eine Zigarette um 12 Uhr, 12 Zigaretten um 1 Uhr, einen Tag ultra, den nächsten Tag light... kauen statt qualmen, paffen statt rauchen, pusten statt ziehen! Und: Nichtrauchen gegen den Krieg. Tja, und daraus wurde dann Rauchen für den Frieden... wegen Friedenspfeife und so.
Wie ich's geschafft habe? Gar nicht! Aber ich rauche bewusster; nicht mehr so bewusstlos wie früher. Und irgendwie hatte auch alles sein Gutes, denn ich habe gestern die erste Mitraucherzentrale eröffnet: Unser Motto: "Nichtrauchen gefährdet Arbeitsplätze".